Rudolf von Laban (1879 - 1958)

Rudolf von Laban schuf mit seinen grundlegenden Untersuchungen zur menschlichen Bewegung und durch sein theoretisch-philosophisches Werk ein Fundament für die Entwicklung des modernen Tanzes. Sein theoretisches Werk umfasst Konzepte der Tanzpädagogik, Bewegungsanalyse und Choreographie sowie ein Tanznotationssystem, die Kinetographie. Als Sohn einer hochrangigen österreichisch-ungarischen Militärsfamilie verfolgte Laban nicht die für ihn vorgesehene militärische Karriere, sondern studierte zunächst Kunst und Architektur in Paris. Schon bald widmete er sich dem Tanz und begann sein architektonisch geprägtes Raumverständnis auf die tänzerische Körperbewegung anzuwenden, die so von der aus seiner Sicht tradierten Starre des klassischen Balletts befreit werden sollte. In den zwanziger Jahren fanden sein Schaffen und seine Bewegungslehre eine wachsende Anhängerschaft. In ganz Deutschland entstanden in dieser Zeit über 20 Labanschulen, in denen seine Ideen weitervermittelt wurden.

Auch sein theoretisches Werk wurde in dieser Zeit weiter ausgearbeitet.In seinen eher philosophisch ausgerichteten Schriften erläutert er Grundlagen seiner Lehre, nach denen der Tänzer durch den Einklang von Körper, Seele und Geist eine harmonische Verbindung mit dem Universum erfährt und künstlerisch auszudrücken vermag. Seine frühen Schriftversuche und theoretischen Arbeiten mündeten schließlich in seinem Notationssystem Kinetographie (1928).

Ab 1930 übernahm Laban die Leitung des Balletts der Deutschen Staatsoper in Berlin. In den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft kooperierte er mit dem Regime und wurde von diesem auch gefördert. 1936 wurde er mit der Gestaltung der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele beauftragt. Sein monumentales Spektakel Vom Tauwind und der Neuen Freude unter Mitwirkung von 1.000 Laientänzern wurde jedoch nach der Generalprobe von Propagandaminister Joseph Goebbels (1897–1945) aus dem Programm genommen, entsprach die differenzierte und intellektuell geprägte Laban’sche Bewegungsästhetik doch nicht der nationalsozialistischen Ideologie. In der Folge wurde seine Arbeit diskreditiert, er verließ Deutschland 1937, ging zunächst nach Paris, um 1938 nach England zu emigrieren, wo er bis zu seinem Tod lebte.